Ein Marathon drei Monate nachdem ich mir den Rücken so verkröppt hatte, dass ich in die Notaufnahme musste… Wahrscheinlich nicht gerade schlau. Doch wie viele schöne Geschichten wären uns entgangen wenn wir immer schlau gewesen wären?
Da auch Susanne nicht so im Training war wie Sie gerne wäre, haben wir uns vorgenommen es ganz locker anzugehen. Die Zeit sollte egal sein und dieses Ziel haben wir auch zu 100% erfüllt.
Freitagabend im Hotel angekommen. Mein Kumpel aus dem Reisebüro hat uns ein feines Hotel ausgesucht. Mittig zwischen Expo und Stadtkern. Unsere Räder haben wir mitgenommen somit waren wir weder auf Busse, Taxis oder sonstwat angewiesen.
Samstagmorgen: Nachdem Susanne ihren Puls gleich mal auf Anschlag gebracht hat (eine Spinne krabbelte übers Croissant) ging es los zur Marathon Messe. Die ist wie alle anderen auch, bis auf einen Künstler, der sich auf Bilder rund ums Laufen spezialisiert hat. Die schauen mal klasse aus, jedoch nicht so schick wie meine Startnummer.
Von der Messe dann weiter zur Altstadt. Dort kommt man am Banken- und Finanzzentrum, Ortsteil Kirchberg, vorbei. Mal kurz darüber nachgedacht wie viele kriminelle Banker hier wohl Ihr Unwesen mit Schwarzgelder treiben… wenn die statt Schlips und Anzug ne Lederkutte und Messer drunter tragen würden, hätte man hier wohl genau so ein mulmiges Gefühl im Magen als wenn man nachts durch Duisburg Marxloh spaziert 😉
In der Altstadt angekommen, durch die Gassen geschlendert und noch beim Mexikaner lecker gegessen. Viel Zeit war nicht, Start vom Marathon war um 19:00 Uhr. Wir wollten schließlich noch ein Stündchen bubu machen.
Eigentlich waren wir pünktlich vor dem Start vor Ort. In Luxemburg starten jedoch alle Teilnehmer der verschiedenen Distanzen gemeinsam und sind auch in den vorgegebenen Startblöcken quer verteilt. Somit war unser Startblock F am A… der Welt. Spontan über die Barriere gehüpft und schwups standen wir im Startblock D.
Kurz die Eckdaten für heute. Unter den 15.000 Startern sind 1.100 Marathonies. In der Zeitung am Montag wird zu lesen sein, dass es der wärmste Luxemburg Marathon war, selbst die Hahner Zwillinge sind unter aller Erwartung ins Ziel gelaufen. Die Strecke soll wellig sein, wie süß die Luxemburger solch ein Höhenprofil umschreiben… Nu ging es aber los!
Bei dem Wetter hatten wir den ersten Liter Schweiß schon beim Überschreiten der Startlinie verloren. Vor allem Susanne hatte mit dem Wetter vom Start an zu kämpfen. Ich bin es gewohnt, dass ich Susanne irgendwann zwischen KM 25-30 lieber nicht mehr anspreche. Dann kommt ihre „Tiefphase“. Bei diesem Lauf kam die etwas früher, genauer gesagt bei KM 5!
Als die Sonne unterging und die Luft kühler wurde kam auch Susannes Stimmung zurück, zumindest wie gewohnt bis KM 30 😉 In dieser Zeit konnte sie auch auch endlich das Rätsel auf den Laufshirt des Veranstalters lösen „KICK ASS phalt“.
Bis jetzt hatten wir überlegt was phalt heißt…
Was den Lauf ausmacht ist, dass zum großen Teil richtig Stimmung im Publikum herrscht. Es ist Samstagnacht, rechts und links der Strecke sitzen die Leute vor ihren Häusern, vor den Kneipen oder an den Bierständen und feuern tüchtig an. Ein großer Knackpunkt kommt ab KM 30. Dort geht es steil runter ins Tal de Petrusse. Die zwei ebenen KM hier sollte man genießen, ab dann geht es nur noch brutal aufwärts. Trotz des unvorteilhaften Höhenprofils ist dies ein echt schöner Teil der Strecke. Man schaut sozusagen aus der untersten Ebene Luxemburgs nach oben.
Ab KM 33 war dann klar, das wird der erste Lauf über 5 Stunden. Geschenkt. Ab jetzt lief man, bis auf die letzten 4 KM in Kirchberg, durch die Innenstadt und da war richtig Ramba Zamba. Ab hier ist Susanne jede Steigung gegangen, ich bin vorgelaufen und habe mich dann unter die Zuschauer gemogelt. Mal mich zu feiernden Mädels gestellt, mal mich zu netten Senioren gesetzt oder auch mal ein Bierchen mir toften Jungens getrunken. Jedoch dann immer mit den Zuschauern zusammen Susanne supportet um vielleicht doch noch einmal ein paar Kilometer Gehen mit Laufpausen zu unterbrechen!
Die letzten 4 Km waren dann eher langweilig und es ging gefühlt stetig aufwärts. Nach 5:26 war der Lauf dann beendet. Der Einlauf ist noch mal ganz nett, man dreht noch eine Runde in der Expo Halle bei Lichtshow und Musikeinlagen, auch nach Mitternacht ist die Stimmung noch Super. Ausreden gibt’s viele warum wir zum ersten Mal über die 5 Stunden rutschten, aber als es klar wurde, dass es eine schlechte Zeit wird, haben wir (OK, ich auf jeden Fall) den Marathon genossen. Ich glaube, ich hab noch nie so viel von der Stimmung der Zuschauer mitbekommen und das wird auch in Erinnerung bleiben!
Alles in allem und vor allem mit einigen Tagen Abstand kann man von einem schönen Marathon reden.